Wiesbadener Kurier – Wiesbadener spielt im “Sensations-Tatort” mit

TATORT 1Von Birgitta Lamparth

WIESBADEN – Vor dem Wiesbadener Kurhaus fallen Schüsse. Nicht nur ein paar, ganze Salven. Am Ende des Showdowns sinken überall Menschen getroffen zu Boden. Einer von ihnen ist Sascha Demmrich. “Das mit dem Fallen habe ich mit einer Stuntcrew trainiert: Auch sterben will gelernt sein”, erzählt der 43-jährige Wiesbadener, der im Sensations-Tatort “Im Schmerz geboren” am Sonntag zu sehen war. Seither läuft sein Telefon heiß. Dabei kam Sascha Demmrich zu der Rolle buchstäblich wie die Jungfrau zum Kinde.

Früher “Klangart”

Die Geschichte geht so: Sascha Demmrich, der im Hauptberuf eigentlich als Projektmanager tätig ist, wurde im Frühjahr letzten Jahres auf Facebook von einer alten Bekannten angeschrieben, die heute als Rollenscout für TV-Produktionen arbeitet. “Hättest Du Lust, im Tatort mitzuspielen?”, schrieb sie ihm. “Dann komm morgen zur Kostümprobe!” Demmrich zögerte nicht lange.

Der 1971 geborene Wiesbadener stand schon in der Schulzeit bei der Theater-AG im Mittelpunkt. Und er hatte noch nie Schwierigkeiten, einfach mal was Neues auszuprobieren. So wie damals, in den frühen 90ern, als er während der kaufmännischen Ausbildung in der Musikbranche auf die Idee kam, in der Erlebnismulde auf dem Wiesbadener Neroberg eine legendäre Open-Air-Party zu organisieren, über die man heute noch spricht. Oder 1994 in der Webergasse den Plattenladen “Klangart” zu eröffnen, wo später dann auch bekannte DJs einkauften. Oder Ende der 90er einen “Love-Train” mit 1000 Leuten und gepflegtem Vorglühen zur Love-Parade nach Berlin zu organisieren …

So einer kann auch Nebendarsteller im Tatort. Also ließ sich Demmrich am nächsten Tag “in ein Vin-Diesel-Gedächtnisunterhemd stecken” – und ging sofort durch als einer der schmierigen Kumpane der Filmfigur “Bosco”, die später der Bösewicht Richard Harloff (Ulrich Matthes) übernahm und Kommissar Murot alias Ulrich Tukur das Leben schwer machten. Letzterer habe maßgeblich dazu beigetragen, “dass das eine ganz tolle Truppe war”, lässt Demmrich hinter die Kulissen blicken: “Herr Tukur hat sogar mal ein Catering für die Crew auf seine Kosten bestellt.”

15 Drehtage habe er insgesamt mitgemacht, erzählt Demmrich, “und jeder war ein Erlebnis”. War ihm von vornherein klar, dass das ein ganz besonderer Tatort werden würde? Dass es einen richtigen Hype um ihn geben – er aber auch polarisieren würde? “Das war wohl jedem am Set klar”, meint Demmrich. Er erinnert sich noch, wie er am zweiten Tag des Drehs mit einem Kameramann in der Pause zusammensaß und der meinte: “Entweder wird das ein gigantischer Flop – oder der allergrößte Tatort, den es je gab.” Er selbst findet, “dass das ein ganz genialer Streifen ist – und nicht nur, weil ich mitgespielt habe”.

Ein besonderer Moment, der ihm im Gedächtnis geblieben ist, war der Drehtag für die Überfallszene am Kurhaus. Das Bowling Green sei einen ganzen Tag lang gesperrt gewesen, rundum standen Schulklassen und wollten Autogramme – “selbst von mir”. Geschossen wurde mit Platzpatronen: “Da haben sogar ein paar ältere Leute die Polizei angerufen, weil sie tatsächlich glaubten, die Spielbank würde überfallen.” Am Ende sank er selbst dann “getroffen” auf die Kurhausstufen. Da gab es nach ein paar Wiederholungen für die Kameraeinstellungen dann schon ein paar blaue Flecken, sagt Demmrich lachend.

Hat er jetzt im Wortsinn Blut geleckt? Wie geht es nun mit seiner ungeplanten Nebenkarriere als Schauspieler weiter? “Ich habe danach noch eine weitere Statistenrolle in “Männerhort” mit Christoph Maria Herbst angenommen, der gerade in den Kinos läuft”, erzählt Sascha Demmrich. Und auch bei “Hin und Weg” mit Jürgen Vogel (Kinostart: 23. Oktober) ist er in einer Szene zu sehen, die in der Wiesbadener Buchhandlung Vaternahm spielt.

Und dann habe er schon am 20. Oktober wieder einen Drehtag für einen neuen Tatort, diesmal geht es nach Bad Homburg. Aber ob er auch da wieder hinterher “tot” am Boden liegt, das verrät er uns jetzt noch nicht …

TATORT 2

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